THE INT-ALEC-T[H]OR
- Alec Richard
- 17. Aug.
- 14 Min. Lesezeit

Cover/Artwork: AIec Richard
𝐸𝑟 𝑏𝑙𝑖𝑐𝑘𝑡𝑒 𝑧𝑢𝑟 𝑎𝑙𝑡𝑒𝑛 𝑊𝑎𝑛𝑑𝑢ℎ𝑟. 𝐷𝑒𝑟 𝑟𝑜𝑠𝑡𝑖𝑔𝑒 𝑆𝑒𝑘𝑢𝑛𝑑𝑒𝑛𝑧𝑒𝑖𝑔𝑒𝑟 𝑡𝑖𝑐𝑘𝑡𝑒 𝑢𝑛𝑑 𝑏𝑙𝑖𝑒𝑏 𝑝𝑢𝑛𝑘𝑡𝑔𝑒𝑛𝑎𝑢 –𝑤𝑖𝑒 𝑒𝑖𝑛 𝑠𝑡𝑖𝑙𝑙𝑔𝑒𝑙𝑒𝑔𝑡𝑒𝑠 𝐻𝑒𝑟𝑧 – 𝑎𝑢𝑓 𝑑𝑒𝑟 𝑧𝑤𝑒𝑖𝑢𝑛𝑑𝑧𝑤𝑎𝑛𝑧𝑖𝑔𝑠𝑡𝑒𝑛 𝑆𝑒𝑘𝑢𝑛𝑑𝑒 𝑠𝑡𝑒ℎ𝑒𝑛. 𝐷𝑜𝑐ℎ 𝑒𝑟 𝑖𝑔𝑛𝑜𝑟𝑖𝑒𝑟𝑡𝑒 𝑒𝑠. 𝐸𝑠 𝑤𝑎𝑟 2 𝑈ℎ𝑟 22 𝑢𝑛𝑑 22 𝑆𝑒𝑘𝑢𝑛𝑑𝑒𝑛, 𝑎𝑙𝑠 𝑒𝑟 𝑔𝑒𝑟𝑎𝑑𝑒 𝑑𝑎𝑠 𝑊𝑜𝑟𝑡 »𝑉𝑒𝑟𝑑𝑎𝑚𝑚𝑡« 𝑠𝑐ℎ𝑟𝑖𝑒𝑏 – »𝐺𝑜𝑡𝑡𝑣𝑒𝑟𝑑𝑎𝑚𝑚𝑡𝑒 𝐾𝑎𝑐𝑘𝑒«, 𝑢𝑚 𝑔𝑒𝑛𝑎𝑢 𝑧𝑢 𝑠𝑒𝑖𝑛.
Seine Finger rasten wild über die Tasten, während er am Whisky nippte, der seine Kehle wärmte. Die Zeit rannte dahin, sowieso stürzte die ganze Welt auf ihren Untergang zu, doch das störte ihn nicht. Seine Worte – geboren aus Verzweiflung – tropften wie Blut aufs Papier.
»Diese eine Szene, diese eine Szene noch…«, murmelte er sich zu, bereit, Geschichte zu schreiben. (Obgleich er sich nicht so fühlte, nicht reif genug, wenn auch längst überfällig…) – Und doch tippte er eifrig weiter.
Ein Mann – halbgar und halbverfallen, mit Narben im Gesicht und noch tieferen im Herzen. Irgendwo zwischen Mitte drölf und Ende achtzig. Oder fast tot. Wer weiß das schon? Ab einem gewissen Alter, dachte er sich, sollte man wählen dürfen: Weiterleben oder den Hyänen zum Fraß vorgeworfen werden. Und genau so schrieb er auch.
Er war noch tief in seiner Szene versunken, als ein heftiger Knall die Stille zerriss. Alec Richard – der größenwahnsinnige und wahrscheinlich für immer erfolglose Autor zuckte kurz zusammen. Seine »Sportzigarette« (ein Gemisch aus hartem Tobak und getrockneten Cannabisblüten) plumpste in den geschmuggelten Whisky. Die Flüssigkeit schwappte über den Rand, wieder starrte er zur Uhr, sah das Ticken, da packten ihn ein paar eiskalte Händchen am Nacken und…
»Ihr gottverdammten Hu…«, erstickte sein Geschrei unter einem kratzigen (ökologisch hergestellten) Jutebeutel, den sie ihm über den Kopf stülpten und unten zuschnürten, sodass der Autor gerade noch ein bisschen Luft bekam.
Sie taten es. Vermummte Gestalten entführten den völlig verwahrlosten Alec aus seiner völlig verwahrlosten Wohnung, hievten ihn drei Stockwerke hinab, und zerrten ihn gewaltsam auf die verdreckte Ladefläche eines vergammelten Transporters. Es roch nach Öl, Gummi und Verrat. Die Schiebetüren donnerten, es wurde stockfinster. Reifenquietschend schlitterten sie davon.
Die vorbeiflackernden Lichter der Häuser und Straßenlaternen waren alles, was Alec gefesselt und geknebelt durch die winzigen Löchlein im Sackgewebe wahrnehmen konnte, doch er schrie und winselte nicht, denn Alec war ein zäher Hund. Dann wurde er ohnmächtig.
Und das nächste, woran er sich erinnern konnte, war, dass er in einem kalten, dunklen Labor erwachte – fast nackt, wie Jesus ans Kreuz gefesselt, nur wesentlich erbärmlicher, und an allen Körperstellen verkabelt und verdrahtet.
»Heilige Scheiße… Wo bin ich?«, waren seine ersten Worte. Der pochende Schmerz in seinem Kopf war kaum zu ertragen. Als er versuchte, sich zu bewegen, spürte er, wie sich etwas Fremdartiges in ihm bewegte. Plötzlich zischte es. Ein Elektroschock durchzuckte Alecs gefesselten Körper, da klatschte sein völlig zugedröhnter Schädel auf das nackte Metall.
Ein kleiner, kahlköpfiger Mann mit Brille und weißem Kittel betrat sogleich den schummrigen Saal, einem riesigen Gewölbe aus kaltem Metall und jeder Menge Folterinstrumente, gefolgt von weiterem Fachpersonal (vermutlich afrikanischer Herkunft).
»Ah… Mr. Richard, Sie sind endlich erwacht!«, sprach die bebrillte Nacktmull-Gestalt mit kühler monotoner Stimme.
»Wenn ich mich vorstellen darf? Mein Name ist Dr. EVIL, äh… Dr. Smith! Wir haben etwas ganz Besonderes mit Ihnen vor…!«
»Dr. Evil? Ernsthaft?«, stöhnte Alec.
»Smith! Ich heiße Dr. Smith!«
»Gerade eben sagten Sie aber ,EVIL‘!«
»Smith!«, rückte der Nacktmull sein Namenschild zurecht. Alec schärfte seinen Blick und sah: Er hieß tatsächlich »Dr. Raoul Schmiss«.
»Haben Sie keine Angst! Wir werden Ihnen jetzt einen neuen KI-Mikrochip implantieren, den XI-Grok-x22. Dieser Chip wird Ihren IQ erhöhen und Ihnen übernatürliche Fähigkeiten verleihen!«
Der »Doktor« stülpte sich ein paar Gummihandschuhe über und beugte sich mit einem metallischen Gerät in der Hand, einer Art scharfkantigen Präzisionspinzette, über Alecs bereits geöffnete Schädeldecke.
»Wie jetzt?« - Alec zuckte am ganzen Körper.
»Warten Sie! Nur noch ein kleiner Schnitt hier, ein kleiner Schnitt da… In wenigen Minuten schrauben wir Ihr Oberstübchen auf einen unglaublichen IQ-Wert von 2222!«
Die Visage des Autors verzog sich: »Sagen Sie mal, Herr Doktor, Sie wollen mir ernsthaft erzählen, dass Sie einen verdammten Cyborg aus mir machen?«, begann er zu zappeln.
»Dieser Chip, Mr. Richard, ist eine technologische Revolution! Erschaffen von einer Spezies, die uns Menschen in allem überlegen ist…« – Alec kniff die Augen zusammen. »Reden Sie von Aliens?«
»Nun… sagen wir, sie operieren jenseits unserer Wahrnehmung.« Es knirschte schleimig, dann spürte Alec ein leises Ploppen. Zart fiepende, mechanisch-elektronische Sounds erklangen. Da lachte der Doktor ganz kalt, laut und schurkenhaft. (Wie es sich für Schurken eben gehörte.)
»Haben Sie keine Angst, das fühlt sich am Anfang etwas seltsam an…«
Dann drehte der Doktor an irgendeinem Regler: »Gleich haben wir’s!« - Ein tiefdröhnendes Summen ließ den Raum beben, ein zischendes Zapp-Geräusch ereilte Alec, ein heftiger Stromschlag, der ihn aufzucken ließ. Ihm standen die Haare zu Berge. Wieder und wieder klatschte sein Kopf gegen das Metall.
»Autsch! Verdammt, was soll die Scheiße? Hören Sie sofort auf damit!«
»Mr. Richard! Denken Sie doch nur an all die Möglichkeiten! Mit Ihren neuen Fähigkeiten werden Sie der intelligenteste Mensch auf Erden sein!«
»Aber, aber… das war ich doch schon … !« ZIRRRP – »Vorher!« – ZIRRRP! Schädelklatschen.
»Autsch!«
»Die Betonung liegt auf ‚war‘! Bald sind Sie neun hoch zweiundzwanzigtausendmal intelligenter als vorher!«
»Das geht?«
»Ja! Dank modernster KI-Technologie!«
»Kranker Scheiß!«
»Richtig! Sie werden in der Lage sein, Objekte nur durch Ihre innere Willenskraft in Bewegung zu versetzen!«
»Das heißt, ich muss nie mehr den Abwasch machen und kann meiner heißen Nachbarin einfach so die Klamotten vom Leib reißen, wenn ich das will, nur durch gedanklich gesteuerte Geilheit?«
»Äh, ja… warten Sie!«, da drehte der Nacktmull den Regler auf höchste Stufe. Alles um ihn herum begann zu summen, als würden krasse Maschinen auffahren. Ein Alarm-Signal dröhnte durch die Halle, tauchte sie in blinkendes rot und grün, und vermeldete: »AI HAS SUCCESFULLY DOCKED. CHIP INSTALLED! PEEP… PEEP…«
»Autsch!«
Es war, als würde jemand mit dem Hammer durch Alecs Gehirn spazieren und alles niederschmettern, was unwichtig war. Die Schmerzen waren unerträglich, aber schon nach wenigen Sekunden verspürte er, wie sich etwas in ihm veränderte. Sogleich durchfuhr ihn ein wohlig warmes Gefühl, als er bemerkte, wie sich seine Sinne zu verselbstständigen schienen.
Es war unglaublich. Als würde er gerade die Wirkung der genialsten Droge des Universums erleben. Plötzlich spürte Alec jede Faser seiner Synapsen, jede Verbindung, jeden noch so kleinsten Furz elektrischer Impulse. Es war, als hätte man ihm ein neues Betriebssystem draufgeladen. Und das lief verdammt geschmiert, reibungsloser als Linux, mit der Zuverlässigkeit eines Macs und der idiotensicheren Oberflächlichkeit von Windows.
Als der Doktor ihn schließlich von den Fesseln löste, stand Alec auf und triumphierte muskulös und gottgleich im Schimmer des OP-Lichts. Er spürte, wie die neugewonnene Kraft durch seine Adern floss, wie klare Gedanken auf ihn zurasten und er plötzlich Gegenstände bewegen konnte, nur indem er sie blöd anstarrte.
Zunächst fokussierte er seinen Blick und starrte auf einen Hamsterkäfig, dessen Tür er per Gedankenkraft öffnete, er den Hamster laufen ließ und den Käfig gegen eine Wand schleuderte.
»Geiler Scheiß!«, schwärmte Alec. »Das macht ja Spaß!«
»Das haben wir uns gedacht! Aber ich bitte Sie, Sir, übertreiben Sie’s nicht!«
»What the fuck…? Wie geil ist DAS denn?« - Einen Moment lang dachte Alec mal nicht an die heiße Nachbarin, da erwischte es herumliegende Pizzakartons, die er stur anglotzte, durch die Luft wirbeln und dem verrückten Dr. Evil (äh, Smith!) volle Kanne in die Fresse klatschen ließ.
»Das werden Sie mir büßen!«, schrie der Onkel Doc völlig außer sich, da geschah alles in Sekundenschnelle: Der Doc drückte auf irgendeinen roten Knopf, die Hallendecke brach auf, indem sich ihr mechanisches Schiebedach öffnete und den schamlos rabenschwarzen Nachthimmel präsentierte, durchdrungen vom lauten, heftigen Rattern der Helikopterrotoren, die über der Halle schwebten und mit ihren gleißenden Scheinwerfern das ganze Spektakel in eine überwachte Kampfarena verwandelten.
Vermummte Typen seilten sich von den Helikoptern ab und trugen eine maskierte Figur im Schlepptau, die sie unten angekommen abließen. Plötzlich fiel der Vorhang. Ein halbwegs gutgebauter Kerl in einem schwarzen, maßgeschneiderten Anzug betrat den Saal. Alles wurde sogleich mucksmäuschenstill. Alec rieb sich die Augen. Er konnte kaum glauben, was hier gerade vor sich ging.
Prompt löste sich die ihn umgebene Nebelwolke in Luft auf, aus der er schleichend hervortrat, und da erstrahlte sein finsteres Antlitz: Es war niemand geringeres als der Multi-Milliardär ELON MUSK!
»Mr. Richard… so, so… wie lange habe ich auf diesen Moment gewartet?«, klatsche der superreiche Superschurke in die Hände. Alec konnte es kaum fassen und wurde geblendet von Musks unglaublich weißen Zähnen. (Und dem Eichhörnchen, das auf seiner Schulter saß.)
Da standen sie sich nun gegenüber: Auge um Auge, Zahn um Zahn – der beste, erfolgloseste Schriftsteller aller Zeiten und der verrückteste, mächtigste Milliardär aller Zeiten.
»Was zum Teufel wollen Sie von mir?«, rief Alec in den totenstillen Raum.
»Ich brauche Leute wie Sie!«, entgegnete Musk trocken und lachte ganz bitterböse, weil es halt gerade zur dramatischen Stimmung passte.
»Ja, ich weiß… aber warum bin ich hier? Was wollen Sie ausgerechnet von mir?«
»Nun… Sie sind der beste, intelligenteste, erfolgloseste Schriftsteller aller Zeiten und ich bin der übergeilste Milliardär aller Zeiten. Wenn sich Ihr Hirn und meines verbinden… dann…«
»Verdammte Scheiße! Versuchen Sie‘s erst gar nicht!«
»Ich fürchte, dafür ist es längst zu spät, Mr. Richard!«, zwinkerte Musk. »Ich habe Ihnen kürzlich diesen einzigartigen KI-Chip implantieren lassen! Sie sind jetzt höchstoffiziell superschlau!«
»Ja, weiß ich doch. Aber das war ich schon vorher!«
»Noch schlauer!«
»Das geht?«
»Ja… Hören Sie, Mr. Richard, Sie sind hier ja nicht zum Spaß! Sie sollen mir dabei helfen, aufzusteigen…«
»Aufsteigen… Was zum…?«
»Alec, Sie verstehen es nicht«, sprach Musk kühl. »Der Chip in Ihnen ist der Minus-Pol, und ich trage den Plus-Pol. Zusammen erzeugen wir ein Energiefeld, welches das Raumzeit-Kontinuum des Universum durchdringen und neu berechnen kann! Das bedeutet, Sie und ich … «
»Total kranker Bullshit!«, fiel ihm Alec ins Wort.
»Es ist kein Bullshit!«, schnaubte Musk. »Es ist die Zukunft – oder das Ende von allem.«
»Sie geisteskranker Bastard!«
»Aber ein erfolgreicher! Und mit Ihrer Energie werde ich in die nächste Bewusstseinsstufe übertreten. Ich werde endlich erwachen!«
»Sie meinen doch nicht etwa WOKE?«
»Niemals, Sie Narr!« - Das Eichhörnchen auf seiner Schulter fletschte die Zähne und knurrte Alec böse an. »Dank Ihnen werde ich endlich die Weltformel entschlüsseln, in Superposition gehen können und endlich ein Teil von ‚IHNEN‘!«
»Ihnen?«
»Die nächste Stufe der Evolution … «
»Whoat?«
»Verstehen Sie, Mr. Richard! Ich werde meine Seele mit Ihrer Hilfe digitalisieren!«, schrie Musk und breitete die Arme aus. »Und nun verraten Sie mir endlich die ultimative Weltformel, Sie neunmal kluger Schlaumeier!«
»Die Weltformel wollen Sie wissen?«, kratzte sich Alec am Sack.
»Ja, verdammte Scheiße! Rück endlich raus damit!«
»Also… die Weltformel … die lautet… Pi geteilt durch null, multipliziert durch 42 zum Quadrat hoch 22!«
Musk verdrehte schmachtend und benommen die Augen, bis er sich wieder gerade rückte. Ihm schien kurz einer abzugehen. Sein erster KI-Orgasmus.
»Mr. Richard! Das ist der wahre Schlüssel zur nächsten Stufe der Existenz! Und nur wenn sich IHR und MEIN KI-Chip mit den jeweiligen Polen vereinen, können wir den Code des Lebens entschlüsseln! Wir werden unsere Gene digitalisieren und hacken können. Nie wieder Schnupfen, keine Allergien, jeden Tag besser, gesünder, produktiver und effektiver? Ist das nicht großartig? Wir kreieren dadurch…«
»Den perfekten Menschen?«, zischte Alec.
»Ja, wenn Sie es so wollen. Und ICH werde der Erste sein!«
Und da spürte Alec wieder unterschwellig diese einzigartige Kraft. Entweder würde er sich diesem dämlichen Kampf nun stellen, oder für immer sein Gesicht verlieren, womöglich draufgehen und nie diese eine Szene seines abgefuckten Romans zu Ende schreiben können. Er schnaubte, atmete tief durch, sammelte all seine Gehirnzellen und türmte sich wagemutig auf.
»Nun… Mr. Musk, ich glaube, dieses Labor ist zu klein für uns zwei! Muhaha!« - Fanfaren ertönten von irgendwoher.
Musk lachte höhnisch: »Oh, Mr. Richard, Sie wissen gar nicht, mit wem Sie es hier zu tun haben. Sie waren doch nur ein Test, ein räudiges Versuchskaninchen!«
»Ach ja? Ich bin der Raccoon! Auch bekannt als der INT-Alec-T[h]or, wenn ich bitten darf!«, brüstete sich Alec mit allerfeinster Hühnerbrust.
»Wie dem auch sei! Ich hingegen habe mir den Super-Duper-Hyper-Cyber-INT-ALEC-T[H]OR-Chip 2.2 implantieren lassen! Sehen Sie!«, deutete Musk auf seinen Elektronenschädel und da ließ er wie von Zauberhand einen herumliegenden Tesla-Wagen durch den Raum schweben und wie ein Spielzeugauto (was es ja auch war) in Sekundenschnelle auf dem Boden zerschellen und in Flammen aufgehen - was nicht sonderlich beeindruckend war, denn das tun die Dinger ja öfter.
»Schauen Sie, Mr. Richard… ich habe ebenfalls Superkräfte erhalten. Noch dazu kann ich jederzeit die Gedanken meiner Konkurrenten lesen!«
Alec grinste: »Ach ja…?«
»Ja!«
»Und woran denke ich gerade?«, zwinkerte Alec.
»Sie Ferkel! Lassen Sie gefälligst meine Mutter aus dem Spiel!«
Elon schnaubte, Alec grinste.
»Keine Sorge, ich kann meine Gedanken so schnell ändern, dass Sie nie mithalten können!«, brüllte Musk, da sprangen sie beide gleichzeitig in die Lüfte und blieben für einen Moment wie festgeklebt in der Luft stehen, wo sie sich breitgrinsend anstrahlten, beide von nuklearem Testosteron getrieben, um ihre neu gewonnenen übernatürlichen Kräfte zu messen.
»Na, Elon? Wie wär's, wenn wir unsere Kräfte mit einem kleinen Rätselwettbewerb auf die Probe stellen?«
»Einverstanden!«
»Ich kann Ihre Gedanken ebenfalls lesen, also wählen Sie ein Rätsel, das unmöglich zu lösen ist!«, forderte der Milliardär den Schriftsteller heraus.
Alec grinste breit und legte los: »Okay, Elon, hier kommt mein Rätsel: »Warum sind Marsianer so schlecht im Erzählen von Witzen?
Elon verzog das Gesicht und schüttelte den Kopf: »Das ist eine gemeine Falle!«
Alec lachte triumphierend: »Weil sie denken, dass ein roter Faden eine wörtliche Wegbeschreibung ist! Haha, du Arsch…«
Elon schlug sich auf die Stirn: »Verdammt! Aber das macht doch überhaupt keinen…?«
»Sinn?«, lächelte Alec kühn. »Sie dürfen NIEMALS die dunkle Materie vergessen!«
»Oh, die dunkle Materie! Sie kleiner Wichser haben mal wieder recht!«
»Tja, Lappen!«
»Nicht schlecht für den Anfang, Mr. Richard! Passen Sie auf, hier kommt mein Rätsel: Was geht den Berg hoch und runter, ohne dabei zu laufen?«
Alec zog nachdenklich eine seiner Augenbrauen hoch. »Hm, das ist eine knifflige Frage… ich würde sagen… ein Aufzug?«
»Verdammt!« – Die Box-Ring-Glocke läutete. 2:0 für Alec.
Ein heftiger Schlagabtausch unendlich schlechter Witze entfachte, die man an dieser Stelle aus Gründen der politischen Korrektheit nicht wiederholen darf. In einem gnadenlosen Endzeit-Duell maßen der erfolglose Autor und der Milliardär ihre Kräfte. Alec wusste, dass er Elons magischer Unlustigkeit nicht mehr lange standhalten konnte, also musste er sich dringend etwas einfallen lassen.
In einer milliardstel Millisekunde unheiliger Unachtsamkeit versteckte sich Alec schnell hinter einer rumstehenden Space-X-Rakete. Mit einem geschultem Alec-Adler-Blick stellte er sicher, dass sich keine Talahonks in unmittelbarer Nähe befanden.
»Hey! Wo sind Sie hin? Ich bin noch nicht fertig mit Ihnen!«, brüllte Elon, riss sich seinen Rollkragenpulli vom Leib und offenbarte nun die komplette Hässlichkeit seines barbarischen Cyborg-Daseins: Ein nackter Maschinenklumpen, bestehend aus blitzenden Drähten und Schaltkreisen. Sein künstliches linkes Auge leuchtete ampelrot.
»Hey, Elon! Was ist der älteste Witz der Welt?«, zischte es aus der Ecke.
Elon hielt sich die Metallschnauze und grübelte, doch ehe er antworten konnte, ließ Alec einen ganz leisen Furz – (Das sind bekanntlich die schlimmsten!)
Ein Furz! So gewaltig, dass die blöd herumstehende Space-X-Rakete explodierte und damit eine unkontrollierte Kettenreaktion entfachte. Auf einmal explodierten im Dominoeffekt tausende Tesla-Autos, die wie Popcorn gen Himmel ploppten. Plötzlich stand die gesamte Halle lichterloh in Flammen und drohte in einem apokalyptischen Inferno zu zerbersten.
Alec starrte Musk an, wie er im Feuer schmorrte, plötzlich wurde ihm klar, dass er doch auch ein Elon Musk war, also ein Elon Musk-Klon, eine Art neuer, technologisch verbesserter, genmanipulierter, hochgezüchteter Elon-Musk-Cyborg mit bionischem Hirn, das von Dr. EVIL (äh, Smith!) zur totalen Vollkommenheit »hochgezüchtet« wurde. Nur aus einer anderen Zeit-Dimension. Ja, solche Hirngespinste ergaben am Ende Sinn - mit viel Fantasie.
»Ist das nicht irgendwie beschissen, diese ganze KI-Kacke?«, fragte Alec Musk, als dieser so am Boden vor sich hin brutzelte.
»Was heißt hier beschissen?«, schielte er rauf.
»Na ja, ich mein… eine KI, die reproduziert doch nur, was man in sie reingeworfen hat, drechselt die Informationen durch ‘nen Mixer und spuckt am Ende irgendwas Zusammengewürfeltes aus.«
»Ja, und…?«
»Aber… ist das nicht… Betrug?«
»Mr. Richard… diese ganze Existenz hier ist ein Betrug, alles, was Sie umgibt, ist Betrug!«
»Gar nicht.«
»Wie funktioniert Ihr Gehirn, Alec?«
»Mäßig… bis gar nicht.«
»Hören Sie, es ist so: Unser Gehirn funktioniert zu 92,22 % auf dieselbe Weise. Wir Menschen sehen etwas, verarbeiten die Informationen, die Eindrücke und reproduzieren irgendetwas daraus. Menschen klauen von Menschen, das hat es schon immer gegeben! Ob das nun ein Mensch macht oder eine Maschine – was spielt das für eine Rolle?«, brüllte der Superschurke.
»Also so, wie Sie Ihre Mitarbeiter ausbeuten?«
»Hören Sie verdammt noch mal zu! Es ist so: Wir leben in einer…«
»SIMULATION?«, schalltes es plötzlich metallisch aus Alecs Kehle raus, worauf sich im selben Moment Zeit und Raum zu bewegen begannen. Lila Wirbelstürme taten sich um, es blitzte und hagelte aus allen Wolken, die gesamte Existenz türmte sich zu einem gewaltigen Tornado auf und riss allmählich ein Loch ins Raumzeit-Kontinuum, das immer größer zu werden schien.
All die Realität (samt ihres Raumzeit-Kontinuums) mutierte zu einer erschütternden Apokalypse, die nicht mehr lange auf sich warten ließ. Helikopter schwebten über ihren Köpfen und versuchten mit Spritzkanonen das Feuer ringsherum zu löschen, ohne von dem immer größer werdenden schwarzen Loch aufgesogen zu werden.
»Mr. Richard… Sie dämlicher Trottel! Wann raffen Sie es endlich? Wir alle sind Teil eines großen Ganzen, eine riesige Maschine, und jeder von uns ist ein kleiner Schaltkreis!«, schrie Musk.
»Das heißt, es gibt gar kein Schicksal?«
»Nein! Alles läuft ab, wie in einer Spieluhr, dem sinkenden und stinkenden Fluss der Vergänglichkeit entlang!«
»Und was ist mit … ?«
»Das, was Sie Realität schimpfen, gibt es nur in Ihrer Welt! Doch in meiner Welt ticken die Uhren anders. Die digitale Spezies hat mich auserwählt, einer von ihnen zu werden. Und deshalb brauch‘ ich Sie! … Mister… Rich …«
Alec verpasste dem Schurken eine Kopfnuss, worauf dieser in sich zusammenstürzte. Grelle Lichtstrahlen durchzuckten seinen geschundenen Körper. Beinahe schien der Bann des Bösen gebrochen, doch das war er nicht. Noch nicht.
»Okay, Alec… das war zu viel des Guten! Wir können das Schicksal dieses Universums nur besiegeln, wenn wir ein Opfer bringen!«, verkündete Musk, der nur noch aus ein paar Stangen und Drähten bestand.
»Ach ja, ein Opfer?«, fragte Alec, umringt von Flammen.
»Ja, wir müssen nur den dämlichsten, inkompetentesten Menschen dieses Planeten opfern!«
»Was…?«
Da erhob Musk prompt seinen rechten Arm, klopfte sich inbrünstig auf die Brust und vollführte einen fulminanten »Kame-Hame-Ha-Ha-Hitlergruß«, der sich gewaschen hatte, wodurch eine fette Energiewelle von rechts ausgelöst wurde und der Raum zu wabern begann. Sachen flogen wieder durch die Luft, Kabel rissen, Stromkreise brannten durch. Es blitzte und schoss aus allen Ecken Funken. Doch das brachte den flinken Helden nicht von seiner Mission ab. Ein Alec musste tun, was ein Alec tun musste – nämlich seinen Arsch retten.
Hastig rannte Alec eine metallische Treppe hinauf, auf dessen Plattform sich irgendein ominöser blauer Hebel befand, der all dieses Leid hier auf der Stelle beenden würde. Er rannte, rannte zum Hebel betätigte diesen… und es passierte: Das schwarze Loch fiel in sich zusammen, löste sich in der dunklen Materie auf und verschwand.
»Puh!«, stöhnte Alec. Doch urplötzlich öffnete sich eine geheime Luke, die sich auf der Seite befand, durch die ein wildgewordener Olaf Scholz gesprungen kam, der auf einem offenbar ungezähmten Jan Böhmermann ritt. Statt sich von Scholz reiten zu lassen, hüpfte und wieherte der Böhmermann wild herum und biss sich – blutrünstig wie er war - an Elon Musks Bein fest.
Alec schnappte sich verzweifelt einen Teddybär, den er aus einem kaputten Tesla-Wagen fischte und drückte ihn dem streunenden Böhmermann ans Ohr, dabei flüsterte er ganz leise: »Refugees welcome … « – Das besänftigte den aufgebrachten Höllenhund kurzweilig. Doch sie alle hatten Blut geleckt.
Musks Eichhörnchen sprang los und verätzte Böhmermanns Augen mit einem gezielten Cyberschurz, ein kurzer Spritzer feuchtätzender Moralinsäure, woraufhin dieser kurzerhand zusammen mit Olaf in Flammen aufging und von da an entfachte ein letzter heftiger Kampf zwischen den beiden Intelligenzbestien, bei dem Möbel und Tassen zu Bruch gingen, Wände einstürzten und Funken sprühten.
Vermutlich waren auch Hexen, Kobolde und Aliens mit dabei am Werk. Aber das weiß niemand so genau. Die Story wäre zu brutal, um sie in allen Einzelheiten zu erzählen, deshalb endet sie hier: Alec setzte all seine magischen Kräfte ein und trieb den finsteren, immer noch brennenden Musk zur Weißglut in eine stille Ecke. Mit einer geschickten Hechtrolle gelang es dem Helden schließlich, Musk zu entfliehen.
Draußen, nur wenige Meter vom Schlund des Elends entfernt, hörte Alec plötzlich eine gewaltige Explosion. Der ganze Scheißladen ging in die Luft – Alec, DER INT-Alec-T[H]OR, stapfte lässig cool und in Zeitlupe von dannen und ließ alles hinter sich, während er sich einen Joint anzündete. Umgeben von Dunkelheit entschied er sich, von nun an gegen alle bösen Mächte zu kämpfen und die Welt vor dem totalen Untergang zu retten.
Und so begann das neue Leben von Alec Richard – halb Mensch, halb KI-gesteuerter Quantencomputer, mit Gedanken und Visionen, allen Menschen (und selbst einem Musk) Lichtjahre voraus. Ein heller Stern am Firmament. Die digitalisierte Reinkarnation eines wahrhaftigen Messias. Ja, man dürfte ihn fast als einen Propheten unserer Zeit betrachten.
Während Alec so verträumt in den Nachthimmel blickte, lächelte er vergnüglich: »Ich werde nicht nur die Welt retten…«, murmelte er sich leise zu. »Sondern vielleicht auch die bekloppteste Sci-Fi-Parodie schreiben, die je geschrieben wurde…?« – Aber daran glaubte selbst ein selbstverliebter T(h)or, wie Alec einer gewesen war, nicht wirklich.
E N D E
© Alec Richard, 2025
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